Nikotin – Die Verharmlosung von E-Zigaretten und die Tricks der Tabakindustrie

Gilt in folgenden Filialen:
E-Zigarette

Während für die Nachkriegsgenerationen lange Zeit Genuss im Vordergrund stand, zählt für viele junge Leute heute Gesundheit und Nachhaltigkeit. Diese Entwicklung des Lebensstils kann man auch im Konsumverhalten der Generationen Y und Z ablesen: Fitnessstudios verzeichnen Zuwachsraten und vegetarische und vegane Ernährung liegen voll im Trend. Denn die eigene Gesundheit gilt als hohes Gut. Da verwundert es nicht, dass die Zahlen rückläufig sind, was Alkoholkonsum und Zigaretten anbelangt. Rauchen gilt bei der Jugend längst nicht mehr als „cool“. Die Zahl der Raucher in Deutschland ist seit Jahren rückläufig.

Damit sehen sich die Tabakkonzerne vor der neuen Herausforderung, wie sie Neukunden generieren können. Geworben wird seit längererr Zeit längst nicht mehr nur mit der herkömmlichen Zigarette, so genannte „Verdampfer“ liegen im Trend, also E-Zigaretten, bei denen Nikotin erhitzt wird. Da kein Tabak verbrennt, so das Verkaufsargument, seien diese Alternativen gesünder als herkömmliche Zigaretten. Aber stimmt das wirklich?  

Dass Rauchen tödlich sein kann und in kausalem Zusammenhang mit Krankheiten wie Lungenkrebs steht, ist seit vielen Jahren bekannt. Verantwortlich gemacht werden verschiedene Substanzen, die im Tabak enthalten sind. Die batteriebetriebenen Sticks sollen gesundheitsschonender sein, da sie den Tabak nicht mehr verbrennen, sondern verdampfen, was weniger der Schadstoffe freisetzen soll. Beispielsweise flüchtige Verbindungen wie Benzol und Butadien sollen dadurch weniger stark produziert werden. Trotzdem besteht auch bei Verdampfern der Verdacht, dass sie der Gesundheit schaden: Das im Dampf enthaltene Propylenglykol beispielsweise scheint aktuellen Studien zufolge die Mundschleimhaut anzugreifen und krebserregend zu sein.

Warum rauchen Menschen eigentlich, wenn sie damit ihre Gesundheit schädigen? Die Antwort ist einfach: sie sind süchtig.

Damit die Konsumenten immer wieder zum Produkt greifen, setzen die Tabakkonzerne wie selbstverständlich auch ihren E-Zigaretten Nikotin zu, und zwar in der maximal zulässigen Menge. Niktoin hat ein sehr starkes Suchtpotenzial, vergleichbar mit dem von Heroin. Mitunter reicht eine einzige Zigarette, um einen Menschen süchtig zu machen. Während man also das Glas Rotwein am Abend trinken kann ohne direkt Alkoholiker zu werden, reicht eine Zigarette, um die Nikotinsucht auszulösen.

Wie ungesund Rauchen ist, ist seit langem bekannt. Aber es hat die Konzerne aber nicht davon abgehalten, ihre Konsumenten gezielt zu Süchtigen zu machen, im Gegenteil. Philip Morris selbst soll einmal verharmlisend geäußert haben, alles sei schädlich, sogar Apfelmus, wenn man davon zu viel konsumiere. Das Herunterspielen der Gesundheitsgefahren durch das Rauchen und das Kaschieren durch immer neue Produkte hat eine lange Tradition. Eine Weile lang waren Light- und Mentholzigaretten auf dem Markt, die suggerieren sollten, der Tabakkonsum sei doch nicht ganz so schädlich. Die Menschen sollten beim Rauchen nicht an faulige Raucherbeine oder zerfressene Lungenflügel denken. Rauchen wurde und wird deswegen seit Jahrzehnten in der Werbung mit anderen Bildern konditioniert. Als bestes Beispiel gilt der Marboro-Man. Was Wenige wissen: Vier Männer, die nacheinander den „Marlboro-Mann“ in der Werbung verkörpert haben, verstarben an den Folgen des Rauchens, unter anderem Wayne McLaren, dessen Tochter sich später gegen die Macht der Tabaklobby einsetzte.

Die dunklen Seiten des Rauchens wurden und werden von der Industrie verschleiert. Rauchen soll für Freiheit und Lebenslust stehen. Das Problem ist, dass die Konsumenten wegsterben und in den jüngeren Generationen immer weniger mit dem Rauchen anfangen. Die Konzerne versuchen daher, neue Märkte zu erschließen und mit neuen Produkten auf den Markt zu gehen. Ist der Konsument erstmal süchtig, ist das Ziel erreicht. Denn der durchschnittliche starke Raucher konsumiert eine Schachtel Zigaretten pro Tag. Das reicht aus, um nach dem Nachlassen des Suchtkicks direk wieder „nachzuladen“. Zu den starken Rauchern gehören in Deutschland etwa 20 Prozent der Raucher. Etwa 30 Prozent sind Gelegenheitsraucher, die Häflte raucht zwischen 10 und 20 Zigaretten pro Tag. Nikotin ist eine hochwirksame Droge. Über den Rauch gelangt das Nikotin in die Blutbahn und von dort ins Gehirn. Dort wird das Belohnungssystem aktiviert.

Mit anhaltendem Konsum gewöhnt sich der Körper des Rauchers an das Nikotin. Im Gehirn bilden sich Rezeptoren, die auf den Giftstoff reagieren. Beim Zug an der Zigarette wird dann Serotonin und Dopamin ausgeschüttet. Die Botenstoffe lassen ein Gefühl des Glücks und des Genusses entstehen. Die Neurotransmitter sorgen für eine Abnahme des Schmerzempfindens und wirken angstlösend. Im Belohnungssystem wird diese angenehme Wirkung bei wiederholtem Konsum mit der Aufnahme der Drogen verknüpft. Zigaretten wecken infolge Assoziationen an einen angenehmen Gefühlszustand. Nikotin wirkt darüber hinaus stimulierend und fördert die Ausschüttung von Adrenalin. Blutdruck und Herzschlag beschleunigen sich nach dem Rauchen.
Wäre in den Zigaretten kein Niktoin, würden die meisten Raucher auch nicht rauchen. Dass die Konzerne damit kalkulieren, zeigen interne Dokumente. Bereits im Jahr 1976 wurde das Pflanzgift Nikotin als Inhaltsstoff für Zigaretten definiert, der einen wichtigen Aspekt der Befriedigung des Konsumbedürfnisses erledigt. Für die Industrie stellt sich seitdem die Frage: Wie kann dem Konsumenten möglichst viel Nikotin zugeführt werden, ohne gegen Gesundheitsauflagen zu verstioßen ? Laut EU-Verordnung müssen sich die europäischen Staaten an die EU-Tabakrichtlinie halten. Demnach gilt eine maximale Nikotinkonzentration von 20 mg / ml. Zudem dürfen nikotinhaltige Liquids nur noch bis zu einer Verpackungseinheit von maximal 10 ml verkauft werden. Mit allerlei Tricks versuchen die Hersteller, diese Grenze aufzuweichen. Löcher in den Filtern herkömmlicher Zigaretten beispielsweise sorgen dafür, dass bei Labortests die Werte eingehalten werden, wenn sie mit einer Abrauchmaschine gemessen werden. Die Messwerte fallen geringer als für den Kosumenten. Denn wenn man die Zigarette zwischen den Fingern hält, werden die Löcher zugedeckt und mehr Nikotin kann aufgenommen werden.

Auch bei E-Zigaretten wird auf ähnliche Art und Weise getrickst, um den Konsumenten möglichst starke Nikotinticks verkaufen zu können. Dass es zum Beispiel Liquids in vielen süßen Geschmacksrichtungen wie Vanille und Kokos gibt, die besonders Kindern und Jugendlichen gefallen, lässst sich kritisieren. Zudem ist umstritten, ob die Liquids wirklich so harmlos sind, wie die Hersteller behaupten. Erste Studien sprechen dafür, dass sie weniger aggressiv auf die Atemsysteme wirken wie herkömmliche Zigaretten, harmlos sind sie deswegen längst noch nicht. Studien legen den Verdacht nahe, dass die enthaltenen Substanzen Entzündungsprozesse im Körper beschleunigen und das Risiko für Schlaganfälle und Lungenkrankheiten erhöhen könnten. In diesem Zusammenhang spricht man bereits von „EVALI“, einer Abkürzung für „e-cigarette, or vaping, product use associated lung injury“. In einer aktuellen Studie entwickelten 9 von 40 Mäusen Lungenkrebs durch Substanzen, die denen in E-Zigaretten gleichen.

Fazit: E-Zigarreten sind wohlmöglich nicht so hamtlos, wie es ihre Hersteller suggerieren. Fest steht aus medizinischer Sicht jedenfalls: Das einizge, was Lungen aufnehmen sollte, ist frische Luft.

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