Händewaschen, Quarantäne und Impfungen - Eine kleine Geschichte der Hygiene

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Maske und Spritze

Laut Bertolt Brecht ist „Dreck Materie am falschen Ort“. Dabei handelt es sich zweifelsfrei um eine sehr pragmatische Beschreibung. Denn was genau „Dreck“ ist und ab wann etwas „dreckig“, liegt durchaus im Auge des Betrachters. Heutzutage leben wir in einer Welt, in der Sauberkeit und Hygiene eine große Rolle spielen.

Studien zeigen in diesem Zusammenhang sogar, dass es ein „Zuviel“ an Hygiene geben kann. Kinder müssen sich auch mal schmutzig machen dürfen und sollten Draußen in der Natur spielen, sonst besteht ein höheres Risiko, als Erwachsener Allergien zu entwickeln. Man spricht vom „Bauernhof-Effekt“.

Nicht erst seit der Corona-Pandemie setzen viele von uns auf die regelmäßige Anwendung von Desinfektionsmitteln im eigenen Haushalt. Händewaschen, Wäsche waschen und Putzen sind Maßnahmen, die es im eigenen Heim gemütlich machen sollen und die letztlich der Hygiene dienen. Der Begriff „Hygiene“ stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet soviel wie „Gesundheit“. Bei der „Hygiene“ handelt es sich um die Lehre von der Gesunderhaltung.

Was genau uns krank macht, wissen wir dank der Fortschritte in der medizinischen Forschung heutzutage recht genau. Das war im Mittelalter noch anders. Damals glaubten die Menschen, so genannte „Miasma“ würden sie krank machen. Das ebenfalls aus dem Altgriechischen stammende Wort bedeutet soviel wie „Dunst“ oder „Verunreinigung“. Man glaubte, faulige giftige Ausdünstungen des Bodens, die sich über Luft und Wasser verteilten, seien die Ursache für Krankheiten. Dass Seuchen wie Cholera durch Bakterien oder Viren hervorgerufen werden, wusste man damals schlichtweg noch nicht. Dementsprechend versuchte man, üble Gerüche mit Düften zu überlagern, was gegen die eigentliche Problematik kaum hilfreich war. Zudem entzündete man Feuer, verbrannte Schwefel und Harze, was teilweise weitaus schlimmer gestunken haben muss, als die Luft vorher. Zimperlich durfte man damals ohnehin nicht sein. Abfälle und Exkremente wurden häufig einfach auf die Straße gekippt. Der Begriff „Es stinkt wie die Pest“ stammt aus dieser Zeit.

Die Pest war die mit Abstand verheerendste Seuche des Mittelalters; in den Jahren von 1346 bis 1353 raffte der „Schwarze Tod“ schätzungsweise 25 Millionen Menschen dahin – ein Drittel der damaligen Bevölkerung Europas. Man wusste zu dieser Zeit noch nicht, dass die Krankheit über Rattenflöhe übertragen wird. Und diese hatten eine gute Grundlage, sich immer weiter zu vermehren. Denn die Menschen lebten mit ihrem Nutzvieh unter einem Dach, die Kanalisation war unzureichend, und die Städte waren eng und verdreckt.

Um sich gesund zu halten, versuchten die Menschen schon früh, alles Krankmachende von sich fern zu halten. Dadurch entstand auch die Idee der Quarantäne und Isolation von Kranken. Erstmals systematisch angeordnet wurde die Isolation in Venedig. Der Schwarze Tod wütete im Mittelalter auch in Venedig. Infizierte wurden dort ab dem Jahr 1423 auf eine abgelegene Insel unweit des Lido gebracht, das Lazzaretto Vecchio. Besonders Schwerkranke wurden dorthin gebracht, kaum einer überlebte die Isolation. Ab 1468 wurden alle Personen, die nach Venedig einreisen wollten, ebenfalls für eine bestimmte Zeit isoliert. Diejenigen, die einreisen wollen, mussten, auch ohne Symptome zu haben, 40 Tage in Quarantäne. Zu diesem Zweck diente das im Jahr 1468 aufgebaute Lazzaretto Nuovo an der Zufahrt nach Venedig. 

Seitdem gehört die Quarantäne zu den gängigen Maßnahmen, um die Ausbreitung von Krankheiten einzudämmen. Als im Juni 1831 erste Fälle von Cholera in Danzig auftraten, traten dementsprechend auch sofort von der Regierung angeordnete Quarantänebestimmungen in Kraft, und es wurden Sperrbezirke errichtet. Es stellte sich aber heraus, dass dies schlecht für den Handel war, so dass die Maßnahmen bereits im September wieder aufgehoben wurden, was eine weitere Ausbreitung der Cholera mit sich zog. Entwicklungen wie diese zeigen mögliche Parallelen zu unserer heutigen Zeit und unserem Umgang mit der Corona-Pandemie.

Zum Glück weiß man heute, woher Krankheiten kommen und konnte im Rekordtempo einen Impfstoff gegen Covid-19 entwickeln. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wussten die Menschen über Ansteckungswege hingegen noch wenig. Erst Ignaz Semmelweis, ein Chirurg und Geburtshelfer aus Wien, zog die richtigen Schlüsse. Er kam auf die Idee, dass das damals häufige Kindbettfieber damit zusammenhing, dass sich die Ärzte zwischen ihren Eingriffen nicht die Hände wuschen. Auch nach einer Leichenschau wurden die Hände nicht gewaschen. Man wusste es nicht besser. Semmelweis wusste noch nicht genau, wie die Dinge zusammenhängen, er wies aber nach, dass regelmäßiges Händewaschen mit Chlorkalk die Anzahl der Infektionen deutlich verringerte. Damit hat Semmelweis das Händewaschen als wichtiges Hygieneinstrument eingeführt.

Den Durchbruch in der heutigen Hygieneforschung beziehungsweise Impfpraxis brachten sicherlich Robert Koch und Louis Pasteur. Pasteur konnte nachweisen, dass lebende Mikroorganismen für die Entstehung von Krankheiten verantwortlich sind: „Alles Lebende entsteht aus Lebendem“, wie er konstatierte. Koch konnte letztlich das Tuberkulosebakterium nachweisen. Louis Pasteur entwickelte im Jahr 1880 einen einen Impfstoff gegen Cholera bei Geflügel. Ab dieser Zeit wurden nun endgültig erste Impfstoffe für den Menschen flächendeckend eingesetzt. Die erste Impfung, die es für alle Deutschen gab, war die gegen Pocken. Im Deutschen Reich wurde eine Impfpflicht gegen Pocken 1874 eingeführt, was nicht unumstritten war. Weil die Impfung auf Kuh-Pocken-Material basiert, bezeichnet man Impfstoffe seitdem als „Vaccine“, abgeleitet von dem Lateinischen Wort „Vacca“ für „Kuh“ Pocken gelten heute als ausgerottet. 

Impfungen bieten uns heute effektiven Schutz vor potenziell tödlichen Erkrankungen, hierzu gehört nun auch Covid-19. Nach Angaben der Bundesregierung könnten bis Ende Juli 2021 75% der Erwachsenen, also etwa 52,5 Millionen Deutsche, geimpft sein. Bis Juni soll jeder Bundesbürger sein Impfangebot erhalten haben. Das lässt hoffen, dass wir auch diese Krankheit in den Griff bekommen. Ähnlich wie bei Corona bis jetzt gab es übrigens auch bei der Spanischen Grippe drei Infektionswellen. Eine Impfung gegen Grippe gab es noch nicht. Die Spanische Grippe forderte nach Angaben der WHO 30 bis 50 Millionen Menschenleben, sie grassierte zwischen 1918 und 1920. Auch der Großvater von Donald Trump verstarb an der Spanischen Grippe.

Auch damals gab es zahlreiche Verschwörungstheorien und politische Propaganda. Im Nachgang durchgeführte Studien zeigen, dass die Zahl der Todesfälle in den USA durch zwei Maßnahmen um bis zu 50 Prozent gesenkt werden konnte: Verbot von größeren Menschenansammlungen und Tragen von Mund-Nase-Bedeckungen. 

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